Lehrerbildung, 3. Phase

Dirk Richter

DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-174

Die 3. Phase der L. bezieht sich auf das berufliche Lernen von Lehrkräften. Sie schließt an das Hochschulstudium (1. Phase) und den Vorbereitungsdienst (2. Phase) an und gilt als längste Phase der L. Die 3. Phase der L. dient der Weiterentwicklung der professionellen Kompetenzen von Lehrkräften durch die Inanspruchnahme formaler und non-formaler Lerngelegenheiten (formale – non-formale – informelle Bildung) und umfasst neben der Nutzung von Fort- und Weiterbildungsangeboten u. a. auch die kollegiale Kooperation und Hospitation oder die Lektüre von Fachliteratur.

Für alle Lehrkräfte in Deutschland besteht eine Pflicht zur kontinuierlichen Nutzung solcher Lerngelegenheiten der 3. Phase. Die meisten Länder überlassen es jedoch den Lehrkräften, wie und in welchem Umfang sie sich fortbilden. Die Anbieter von Fortbildungsveranstaltungen sind vielfältig und umfassen neben staatlichen Instituten für Lehrkräftefortbildungen auch bspw. Verlage, Stiftungen und Gewerkschaften. Für alle Länder lassen sich Erkenntnisse über die Inanspruchnahme von Lehrkräftefortbildungen u. a. in den Berichten zum Bildungstrend des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen nachlesen (Stanat et al., 2019). In einer bundesweiten Befragung von Lehrkräften der Mathematik und Naturwissenschaften berichteten knapp 84 Prozent, an mindestens einer Fortbildung innerhalb von zwei Jahren teilgenommen zu haben. Im Durchschnitt wurden von dieser Gruppe zweieinhalb Veranstaltungen besucht. Durch eine inhaltliche Aufschlüsselung zeigte sich, dass die meisten Lehrkräfte Veranstaltungen zu fachdidaktischen Themen (Fachbereich – Fachdidaktik), zu Unterrichtsformen (Sozialformen) und Methoden, zur Nutzung von Medien und zu Inhalten der Curricula ­besuchen. Zudem stellte sich mithilfe von Analysen zu den Merkmalen von Teilnehmenden an Lehrkräftefortbildungen heraus, dass sich diese durch ein ausgeprägtes berufliches Engagement sowie hohe Selbstwirksamkeits- und konstruktivistische Überzeugungen auszeichnen (Konstruktivismus). Dies verdeutlicht, dass nicht alle Lehrkräfte gleichermaßen an Fortbildungen partizipieren.

Zu einem häufig genannten Hinderungsgrund für die Teilnahme an Fortbildungen gehört die geringe Vereinbarkeit mit den beruflichen Aufgaben (Regulative der Weiterbildungsbeteiligung). Als weitere Hinderungsgründe verweisen Lehrkräfte auf ein unzureichendes Fortbildungsangebot (Angebot), auf die teilweise geringe Qualität der angebotenen Veranstaltungen und auf ein mangelndes Interesse an dem Besuch einer Bildungsmaßnahme (Richter, Richter & Marx, 2018).

Ein anderer Forschungszweig beschäftigt sich mit den Effekten von Lehrkräftefortbildungen auf den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler. Mittels internationaler Metaanalysen kam man zu dem Schluss, dass im Durschnitt ein positiver Zusammenhang zwischen der Teilnahme an Lehrkräftefortbildungen und den Schülerleistungen besteht. Durch vertiefende Analysen der Wirksamkeitsstudien konnten zudem zahlreiche Spezifika identifiziert werden, die wirksame Fortbildungen ausmachen. In einer Forschungssynthese differenzieren Lipowsky und Rzejak (2021) insgesamt zehn inhaltliche und methodisch-didaktische Merkmale effektiver Fortbildungen; diese lassen sich u. a. durch ihre Orientierung an den Erkenntnissen der Unterrichtsforschung (Unterricht), ihre Verknüpfung von Input-, Erprobungs- und Reflexionsphasen sowie ihre Ermöglichung von Wirksamkeitserleben charakterisieren.

Literatur

Lipowsky, F. & Rzejak, D. (2021). Fortbildungen für Lehrpersonen wirksam gestalten. Ein praxisorientierter und forschungsgestützter Leitfaden. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.

Richter, E., Richter, D. & Marx, A. (2018). Was hindert Lehrkräfte an Fortbildungen teilzunehmen? Eine empirische Untersuchung der Teilnahmebarrieren von Lehrkräften der Sekundarstufe I in Deutschland. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 21(5), 1021–1043.

Stanat, P., Schipolowski, S., Mahler, N., Weirich, S. & Henschel, S. (Hrsg.). (2019). IQB-Bildungstrend 2018. Mathematische und naturwissenschaftliche Kompetenzen am Ende der Sekundarstufe I im zweiten Ländervergleich. Münster: Waxmann.

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