Deutscher Volkshochschul-Verband

Martin Rabanus

DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-063

Der DVV ist der Bundesverband der Landesverbände der Volkshochschulen (vhs) und wurde im Jahr 1953 als einer der ersten Bildungsverbände auf Bundesebene gegründet. Als „Verband der Verbände“ vertritt er die knapp 900 kommunal verankerten vhs mit ihren ca. 3 Tsd. Außenstellen in 16 Landesverbänden.

Der DVV wird durch einen Vorstand mit einer Präsidentin bzw. einem Präsidenten geleitet und verfügt über eine Geschäftsstelle in Bonn mit einer hauptberuflichen Geschäftsführung und etwa 130 zum Teil projektbezogen beschäftigten Mitarbeitenden. Neben der Erledigung innerverbandlicher Aufgaben, wie Information und Service, obliegt dem DVV insb. die Interessenvertretung der vhs auf Bundes- und internationaler Ebene. Der DVV ist Mitglied im Europäischen Verband für Erwachsenenbildung (European Association for the Education of Adults, EAEA). Zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) trägt er den Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben. Der DVV kooperiert eng mit dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE), der vormaligen Pädagogischen Arbeitsstelle des DVV, und ist Mehrheitsgesellschafter des 1973 vom DVV gegründeten Grimme-Instituts. Die telc gGmbH (The European Language Certificates – die Europä­ischen Sprachenzertifikate), die zu den führenden Anbietern standardisierter Sprachprüfungen gehört (Sprachenzertifikate), ist eine Tochtergesellschaft des DVV.

In der Bundesgeschäftsstelle des DVV werden Projekte bearbeitet, die in die fachliche Arbeit des Verbands integriert sind und der Volkshochschularbeit zugutekommen. V. a. in den Bereichen Alphabetisierung und Grundbildung sowie politische und kulturelle Jugendbildung werden Entwicklungsvorhaben durchgeführt und Fördermittel für lokale Veranstaltungen weitergeleitet. Weitere Felder der Projekt- und Lobbyarbeit sind die Gesundheitsbildung (z. B. Präventionskurse), die Zertifizierung beruflicher Kompetenzen (über die Dachmarke „Xpert“), die Integration von Migrantinnen und Migranten und die Förderung der Digitalisierung in der Weiterbildung (digitales Lernen). Der DVV und die Landesverbände haben frühzeitig begonnen, den digitalen Wandel im Volkshochschulbereich zu gestalten; Herzstück dieser Entwicklung ist die sog. vhs-cloud, die zentrale Kommunikations- und Lernplattform der vhs.

Seit über 50 Jahren arbeitet DVV International – das Institut für Internationale Zusammenarbeit des DVV – als führende Fachorganisation im Bereich Erwachsenenbildung und Entwicklungszusammenarbeit (Erwachsenenbildung in Entwicklungs- und Schwellenländern). DVV International setzt sich für „Education for Everyone. Worldwide. Lifelong“ ein und leistet weltweit – in Kooperation mit über 200 Partnerorganisationen in mehr als 30 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika, Südost- und Osteuropa und dem Nahen Osten – Unterstützung beim Auf- und Ausbau nachhaltiger Strukturen der Jugend- und Erwachsenenbildung.

Der DVV engagiert sich seit seiner Gründung für eine „Weiterbildung für alle in öffentlicher Verantwortung“ (öffentliche Verantwortung). Zugleich ist er mit immer wieder neuen Herausforderungen konfrontiert, wie der zunehmenden Ökonomisierung von Bildung (Bildungsökonomie; Wirtschaftlichkeit), der demografischen Entwicklung (demografischer Wandel), dem digitalen Wandel, den Anforderungen an mehr Nachhaltigkeit, dem Abbau von Bildungsbenachteiligungen (Ungleichheit in der Bildungsbeteiligung) sowie der Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts, die zu sich kontinuierlich verändernden Bildungsbedarfen führen (Bildungsbedarfsanalyse – Bildungsbedarfserschließung). Diese Herausforderungen gehen mit geringer werdenden öffentlichen Mitteln einher, die sich in steigenden Teilnahmebeiträgen niederschlagen (Finanzierung der Weiterbildung). So müssen sich die vhs und ihre Verbände permanent den veränderten Rahmenbedingungen strukturell, inhaltlich und unternehmerisch anpassen.

Das Jubiläum 100 Jahre Volkshochschule in öffentlicher Verantwortung im Jahr 2019 bot dem DVV, den Landesverbänden und den vhs eine gute Gelegenheit, sowohl der Öffentlichkeit als auch politisch Verantwortlichen die Bedeutung der Weiterbildung in kommunaler Trägerschaft ins Gedächtnis zu rufen. Es wurde daran erinnert, dass 1919 die Weiterbildung Verfassungsrang erhielt und festgelegt wurde: „Das Volksbildungswesen, einschließlich der Volkshochschulen, soll von Reich, Ländern und Gemeinden gefördert werden“ (Art. 148 Abs. 4 Weimarer Verfassung).

Literatur

Deutscher Volkshochschul-Verband. (Hrsg.). (2003). Geschichte – Geschichten – Gesichter. Ein halbes Jahrhundert. Bonn: DVV.

Klemm, U. (Hrsg.). (2017). Die Idee der Volkshochschule und die politische Gegenwart. Hannover: Offizin.

Rossmann, E. D. & Schrader, J. (Hrsg.). (2019). 100 Jahre Volkshochschulen. Geschichten ihres Alltags (hrsg. v. Deutschen Volkshochschul-Verband & Deutschen Institut für Erwachsenenbildung). Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt.

Deutscher Bildungsrat
Deutsches Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen