Zeitschriften

Peter Brandt

DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-304

Als Z. werden allgemein periodisch erscheinende Publikationen bezeichnet. Wichtige Funktionen von Z. sind Information, Meinungsbildung, Orientierung und Unterhaltung. Z. schaffen Öffentlichkeit und sind Orte der Aushandlung und Regulierung gesellschaftlicher Belange. Die ersten Z. werden in die zweite Hälfte des 17. Jh. datiert.

Eine grobe Systematisierung des Zeitschriftenwesens gliedert v. a. in Publikumszeitschriften und Fachzeitschriften. Fachzeitschriften haben den Anspruch, in ihrem Gegenstandsbereich Fachwissen (Wissen) auszutauschen, wissenschaftliche Trends zu identifizieren, Themen zu setzen (Agenda Setting) sowie Diskurse zu moderieren.

In der Kategorie der Fachzeitschriften lassen sich berufsbezogene und wissenschaftliche Fachzeitschriften unterscheiden. Berufsbezogene Fachzeitschriften stellen Informationen und Wissen für die professionelle Berufsausübung bereit und schärfen Berufsprofile. Das professionelle Wissen der Leserinnen und Leser verbindet sich mit dem in den Z. enthaltenen Sach-, Orientierungs-, Deutungs-, Erklärungs- und Lösungswissen. Wissenschaftliche Fachzeitschriften sind fundamentale Orte des Fachdiskurses von Wissenschaftsdisziplinen und ein Teil der Wissenschaftskommunikation (Wissenstransfer – Wissenschaftskommunikation). Sie machen Forschungsergebnisse zugänglich, sind Orte disziplinärer Selbstverständigung und tragen zur Konstituierung von Disziplinen bei. Sie bieten Forschenden Gelegenheiten zur Publikation ihrer Ergebnisse und verhelfen zur Reputation. Im Rahmen bibliometrischer Untersuchungen (z. B. Zitationsanalysen) wird diese Reputation gemessen und anhand von Indikatoren ausgewiesen. Bekanntester Indikator ist der Journal Impact Factor des Web of Science. Die Reputation von Z. wird u. a. daran abgelesen, ob sie in einschlägigen Indizes wie dem Social Science Citation Index gelistet sind. Zur Qualitätssicherung hat sich das Doppelblindgutachten (double blind peer review) als Standard für referierte wissenschaftliche Fachzeitschriften durchgesetzt. Für die Gestaltung wissenschaftlicher Karrieren sind Publikationen in referierten Journalen von wachsender Bedeutung. Aufgrund des hohen Publikationsdrucks konnten sich am Zeitschriftenmarkt sog. predatory journals etablieren – Pseudo-Journale, die vorgeben, vollwertige wissenschaftliche Fachzeitschriften zu sein, aber betrügerische Geschäftsmodelle verfolgen. Wissenschaftliche Fachzeitschriften werden im Rahmen der Wissenschaftsforschung untersucht.

2020 erschienen in Deutschland knapp 5.700 Fachzeitschriftentitel (Verein Deutsche Fachpresse, 2021). Der Anteil von Fachzeitschriften mit Bezug zu Bildung und Erziehung ist schwierig zu bestimmen; Ende Oktober 2020 werden in einer Liste des Fachinformationssystems (FIS) Bildung 380 sog. Kernzeitschriften der Erziehungswissenschaften geführt. Hinsichtlich des Anteils von Zeitschriftenaufsätzen am Publikationsaufkommen in den Erziehungswissenschaften ergeben bibliometrische Untersuchungen ein uneinheitliches Bild: Dieser variiert je nach Datenbasis zwischen 29 und 56 Prozent (Bambey, 2016, S. 72). Zu erkennen ist noch immer eine „– verglichen mit den Naturwissenschaften – überdurchschnittliche Publikationsaktivität außerhalb des Publikationsortes Zeitschrift“ (ebd., S. 73).

Im Zuge der Digitalisierung erscheinen immer mehr Z. (auch) elektronisch. Im Anschluss an die sog. Zeitschriftenkrise, bei der einzelne Z. zu überhöhten Preisen vertrieben wurden und Bibliotheken in finanzielle Schwierigkeiten brachten, gewinnen nun (insb. wissenschaftliche Fach-)Z. mit offenem Zugang – sog. Open Access (OA) – stark an Bedeutung, nicht zuletzt dank wissenschaftspolitischer Unterstützung. In diesem Zuge verändern sich Geschäftsmodelle vom traditionellen Subskriptionsmodell hin zur Autorenfinanzierung bzw. zu alternativen Lösungen durch z. B. Konsortialverträge (Projekt DEAL). Je nach Grad der Zugänglichkeit unterscheidet man bei den OA-Strategien hauptsächlich den grünen und den goldenen Weg, neuerdings auch den Diamant OA. OA-Z. schließen hinsichtlich der Reputation mehr und mehr zu kostenpflichtigen Journalen auf. Im Zeitraum von 2009 bis 2018 erschienen lt. Open Science Monitor 23,7 Prozent aller Publikationen der Educational Sciences im OA (Europäische Kommission, 2020). Das Directory of Open Access Journal (DOAJ) listet im Oktober 2020 disziplinübergreifend 15.273 OA-Journale, davon 614 zu Education, von denen neun einen Publisher in Deutschland haben und sechs double-blind peer reviewed sind.

In der Erwachsenen- und Weiterbildung gibt es bereits seit dem späten 19. Jh. eine rege Produktion von Fachzeitschriften. Die heute etablierten Z. sind jedoch selten älter als 50 Jahre. Relevante Fachzeitschriften aus Deutschland – z. T. berufsbezogen und herausgegeben von Verbänden, z. T. wissenschaftlich ausgerichtet – sind z. B. Außerschulische Bildung, Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis, Debatte – Beiträge zur Erwachsenenbildung, dis.kurs, Erwachsenenbildung, forum erwachsenenbildung, Hessische Blätter für Volksbildung, Internationales Jahrbuch Erwachsenenbildung, Journal für politische Bildung, managerSeminare, Personalwirtschaft, Training aktuell, Volkshochschulen in Berlin, weiter bilden, Weiterbildung, Zeitschrift für Weiterbildungsforschung.

Literatur

Bambey, D. (2016). Fachliche Publikationskulturen und Open Access. Fächerübergreifende Entwicklungstendenzen und Spezifika der Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung (Diss.). Darmstadt: TU Darmstadt.

Europäische Kommission. (Hrsg.). (2020). Trends for open access to publications. Brüssel (BE): EU-Kommission.

Verein Deutsche Fachpresse. (Hrsg.). (2021). Fachpresse-Statistik 2020. Zahlen zum deutschen Fachmedienmarkt. Frankfurt a. M.: Verein Deutsche Fachpresse.

Zeit
Zertifikate – Abschlüsse