Weiterbildung der Weiterbildenden

Regina Egetenmeyer & Anne Strauch

DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-286

Die W. d. W. bezieht sich auf das Personal in der Erwachsenen- und Weiterbildung. Da hiervon ein großer Anteil Quereinsteigende mit sehr unterschiedlichen fachlichen Qualifikationshintergründen sind, umfasst sie sowohl eine grundlegende Einführung als auch eine kontinuierliche Fortführung. Die W. d. W. ist von der akademischen Professionalisierung zu unterscheiden, die im Rahmen eines Studiums der Erwachsenen- und Weiterbildung stattfindet und nicht in allen Ländern angeboten wird.

In Deutschland haben insb. Verbände der Erwachsenen- und Weiterbildung Bildungsangebote für das weiterbildende Personal entwickelt. Diese unterscheiden sich danach, ob sie für Beschäftigte in der Angebots- und Programmplanung, im Bildungsmanagement oder für Lehrende (Kursleitende – Trainer – Beratende) angeboten werden. Für Letztere werden auch fachspezifische Weiterbildungen entwickelt, die die didaktischen Anforderungen der jeweiligen Fächer berücksichtigen (Fachbereich – Fachdidaktik). Weiterbildungsanbieter sind neben den (Landes-)Verbänden der Volkshochschulen und den konfessionellen Verbänden der Erwachsenen- und Weiterbildung auch Gewerkschaften, Berufsverbände und Betriebe. Zudem finden sich auf dem marktwirtschaftlich organisierten Bildungsmarkt (Weiterbildungsmarkt) zahlreiche modular aufgebaute Train-the-Trainer-Ausbildungen sowie diverse Einzelangebote.

Historisch hat sich die W. d. W. im Kontext eines okkasionellen Verständnisses von Erwachsenenbildung bis zur realistischen Wende in den 1960er Jahren und eines raschen Aufbaus von Institutionen der Weiterbildung im Zuge der Einführung der Erwachsenenbildungsgesetze in den 1970er Jahren entwickelt. Während die W. d. W. für eine okkasionell verstandene Erwachsenenbildung als angemessener Weg galt, stellt sich seit den 1970er Jahren die Frage nach der Weiterbildung des Personals ohne erwachsenenpädagogische Qualifizierung. Vor diesem Hintergrund sind die in den 1970er Jahren entwickelten Selbststudienmaterialien (SESTMAT) der Pädagogischen Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschulverbands, die Angebote von Fernuniversitäten mit erwachsenenpädagogischen Studiengängen (Hagen und Kaiserslautern) (Fernstudium) und die Angebote der konfessionellen Verbände der Erwachsenen- und Weiterbildung (konfessionelle Erwachsenenbildung) zu verstehen. Die in den 1990er und 2000er Jahren vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) herausgegebenen Studientexte, die sich an das Personal wie auch an Studierende der Erwachsenen- und Weiterbildung richteten, griffen diese Intention auf (Gieseke, 2008).

Gegenwärtig umfasst die W. d. W. Zertifikatsstudiengänge und nicht-konsekutive Masterstudiengänge an Hochschulen, träger- und anbieterspezifische Qualifizierungsmaßnahmen und einzelne Fortbildungen sowie singuläre, frei zugängliche Angebote. Neben diesen non-formalen entwickelte sich in den letzten Jahren eine Vielzahl an informellen Weiterbildungsmöglichkeiten (formale – non-formale – informelle Bildung): Diese reichen von digitalen Plattformen (digitales Lernen) für Weiterbildende (z. B. Electronic Platform for Adult Learning in Europe (EPALE), wb-web – das Portal für Lehrenden in der Erwachsenen- und Weiterbildung) über Open Educational Resources (OER) bis zu einschlägigen Lehrbüchern.

Der W. d. W. kommt eine besondere Bedeutung zu, da sie einerseits fehlende erwachsenenpädagogische Qualifikationen kompensiert und andererseits diese mit den Logiken der Fachbereiche in Verbindung bringt (Fachbereich – Fachdidaktik). Qualifikationsanforderungen, die für den gesamten Bereich der Erwachsenen- und Weiterbildung gelten, gibt es weder bei den Lehrenden noch beim pädagogisch-planenden oder leitenden Personal. Das DIE hat jedoch im Rahmen des Projekts GRETA die „Grundlagen für die Entwicklung eines trägerübergreifenden Anerkennungsverfahrens von Kompetenzen Lehrender in der Erwachsenen- und Weiterbildung“ geschaffen (Strauch, Alberti & Schneider, 2000). Auch in Österreich und der Schweiz wurden mit der Weiterbildungsakademie (wba) bzw. dem modularen Baukastensystem Ausbildung der Ausbilder (AdA) des Schweizerischen Verbands für Weiterbildung (SVEB) trägerübergreifende Anerkennungssysteme für Kompetenzen von Lehrenden in der Erwachsenenbildung etabliert (Kompetenzerfassung; Kompetenzmessung).

Zum Lernverhalten des Weiterbildungspersonals liegen nur wenige empirische Daten vor. Diese deuten darauf hin, dass insb. zeitliche und finanzielle Aspekte Herausforderungen bei der Teilnahme an Erwachsenen- und Weiterbildung darstellen (Hippel & Tippelt, 2009).

Literatur

Gieseke, W. (2008). Zwischen Verberuflichung und Professionalität: 50 Jahre Support für die Profession Erwachsenenbildung. In E. Nuissl (Hrsg.), 50 Jahre für die Erwachsenenbildung. Das DIE – Werden und Wirken eines wissenschaftlichen Service-Instituts (S. 45–62). Bielefeld: W. Bertelsmann.

Hippel, A. von & Tippelt, R. (Hrsg.). (2009). Fortbildung der WeiterbildnerInnen – eine Analyse der Interessen und Bedarfe aus verschiedenen Perspektiven. Weinheim. Beltz.

Strauch, A., Alberti, V. & Schneider, M. (2020). Professionelle Handlungskompetenzen Lehrender in der Erwachsenen- und Weiterbildung anerkennen mit dem GRETA-PortfolioPlus. Hessische Blätter für Volksbildung, 70(1), 90–98.

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