Lernlandschaften

Bernd Krewer

DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-184

Während Bildungslandschaften Netzwerke und Kooperationen zwischen Bildungseinrichtungen auf verschiedenen räumlichen Ebenen (regional, kommunal, lokal) darstellen mit dem Ziel, verbesserte und vielfältigere Bildungsmöglichkeiten zu schaffen, sind L. große Räume in Bildungsinstitutionen, die keine konventionellen „Klassenzimmerstrukturen“ aufweisen (Stangl, 2022).

Idee und Konzeption von L. entwickelte sich im Zusammenhang mit der Thematisierung der Funktion von Lernräumen (Raum), einen optimierten Lernprozess zu unterstützen und zu ermöglichen. Bei L. geht es jedoch nicht nur um die Optimierung der Rolle des Raums als „dritter Pädagoge“. Durch offene, flexible Raumstrukturen und eine dem jeweiligen Lernthema angepasste Einrichtung, durch die förderliche Gestaltung von Licht und Akustik und durch Freiräume für informelles, soziales Lernen werden neue Formen des Lernens angezielt, wie diese z. B. im Kontext der Open-Space-Schulen und der Auflösung von klassen(zimmer)orientierten Unterrichtsformen (Unterricht) im Fokus stehen.

L. (i. e. S.) haben den Anspruch, handlungsorientierte Lernformen durch Bewegung im Raum anzuregen und zu ermöglichen und dabei „auf dem Weg“ über thematisch gestaltete Reflexionsstationen „zum Stolpern einzuladen“, um Spaß an selbstgesteuertem Lernen (Selbstorganisation – Selbststeuerung – Selbstlernen) und Neugier auf Unbekanntes zu wecken. Nach dem Motto „Das Ziel muss im Weg erkennbar sein“ soll der Lernraum im Rahmen der L. nicht nur den fachlichen Wissenserwerb (Wissen) unterstützen, sondern auch zur Entfaltung von Selbstlernkompetenzen und zur Entwicklung von kreativen Problem- und Konfliktstrategien (Kreativität) im Umgang mit neuen und unbekannten Situationen anregen.

Aus didaktischer Perspektive (Didaktik – Methodik) betrachtet, orientiert sich die Konzeption von L. an der Ermöglichung von an den Lernenden ausgerichteten, selbstgesteuerten Lernprozessen. Dabei sollen möglichst vielfältige räumliche und einrichtungsspezifische Reizangebote zur sinnlichen Erfahrung in den Lernprozessen eingebaut werden (visuell: z. B. Bilder, Fotos, Videos; akustisch: z. B. Musik, Podcasts; motorisch: z. B. Bewegung im Raum, Positionswechsel; taktil: z. B. Begreifen bzw. Manipulieren, Experimentieren). Wie bspw. in der modernen Museumspädagogik kann der Aufbau von L. wie ein „epistemologischer Spaziergang“ konzipiert werden, der allein oder mit Kleingruppen gemeinsam durchwandert und je nach Gesamtkonzept durch eine Lernbegleitung oder einen Lerncoach moderiert wird. Auf dem Weg bietet er immer wieder verschiedene thematische Reflexionsstationen an, die idealerweise zum Erleben von Neuem, Unbekanntem oder Überraschendem, zur Anwendung mitgebrachter „eigener Werkzeuge“ und zur Aneignung und Reflexion neuer Handlungs- und Denkmuster einladen sollen.

Das Design von L. orientiert sich an der Ermöglichung von entdeckendem Lernen. Die Stationen des Spaziergangs erwecken Neugier, regen zu neuen, bisher nicht wahrgenommenen Einsichten an, laden zum Ausprobieren und Diskutieren ein, lösen Fragen aus und vermeiden die Präsentation von fertigen Lösungen, für die die Lernenden noch nicht das Problem erkannt haben. In diesem Sinne lassen sich L. optimal in größere Lernkontexte (zeitlich und räumlich) einbauen. Nach Durchlaufen des „Erkenntnispfads“ können die selbst gemachten Erfahrungen und Lösungsideen mit dem vorhandenen, thematisch einschlägigen Medienarsenal von Bildungseinrichtungen (Medien in Lehr-Lern-Prozessen) oder mit digitalen Lernformaten (digitales Lernen) konfrontiert oder in Lerngruppen gemeinsam aufgearbeitet und ergänzt werden. L. finden aus diesem Grund nicht nur im schulischen Kontext Anwendung, sondern insb. auch in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung (betriebliche Weiterbildung) und beim Erwachsenenlernen, indem sie in Trainingsprogramme eingebunden werden. Das Konzept von L. wird zumindest ansatzweise bereits auch im virtuellen Raum angewandt, insb. im Kontext technischer Ausbildungen (virtuelle Lernorte, Virtual Reality, Augmented Reality).

Literatur

Arnold, R., Lermen, M. & Günther, D. (Hrsg.). (2016). Lernarchitekturen und (Online-)Lernräume. Baltmannsweiler: Schneider.

Ebner, M. (2019). Virtuelle Lernräume: eine Übersicht (werkstatt.bpb.de – Werkstatt der Bundeszentrale für politische Bildung). Bonn: bpb.

Hunziker, M. (2020). Selbstgesteuert durch die Lernlandschaft. das HEFT – PH-Magazin, 3, 22–29.

Stangl, W. (2022). Lernlandschaft. In Stangl, W. (Hrsg.), Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik (o. S.). Wien (AT): Werner Stangl.

Lernkultur
Lernmotivation – Lerninteresse