Katarina Popović
DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-149
Der Internationale Rat für Erwachsenenbildung (ICAE) wurde im Jahr 1973 gegründet. Er ist eine globale Nichtregierungsorganisation (NRO) und umfasst ein → Netzwerk aus diversen nationalen und regionalen NRO und Erwachsenenbildungsverbänden. Er vertritt weltweit v. a. die zivilgesellschaftlichen Interessen bezüglich Erwachsenenbildung und lebenslangen Lernens (→ lifelong learning) bei den internationalen → Organisationen und in den globalen und regionalen Foren.
Seinen ersten Sitz hatte der ICAE in Montreal (Kanada); 2002 wurde dieser nach Montevideo (Uruguay) verlegt, 2018 nach Manila (Philippinen), und seit 2020 befindet er sich in Belgrad (Serbien). Der ICAE wird vom Executive Committee geleitet, in dem u. a. die Vertreterinnen und Vertreter aus sieben Weltregionen sitzen (Afrika, arabische Länder, Asien-Pazifik, Europa, Lateinamerika, Karibik, Nordamerika), die die ICAE-Mitglieder aus der jeweiligen Region vertreten. Seit 2021 ist Roberto J. Guevara (Australien) Präsident des ICAE und seit 2014 Katarina Popović (Serbien) Generalsekretärin.
Der ICAE hat ca. 100 Mitglieder und wird durch ein Budget aus verschiedenen Quellen finanziert, wie Mitgliedsbeiträgen, Projektgeldern, staatlichen Mitteln und Mitteln internationaler Geldgeber.
Der ICAE beschäftigt sich mit unterschiedlichen Themen, wie mit Frieden, Frauenrechten, der Umwelt (→ Umweltbildung), mit → Alphabetisierung und Grundbildung, persönlicher Entwicklung (→ Persönlichkeitsbildung), der Entwicklung lokaler Gemeinden uvm.
Der ICAE hielt zehn Weltversammlungen mit Hunderten von Teilnehmenden aus Forschung, Lehre und Praxis ab. Jahrelang hat der ICAE die → Zeitschrift Convergence herausgegeben sowie viele andere Publikationen. Einer der wichtigsten Tätigkeitsbereiche des ICAE ist die Entwicklung von Kapazitäten (Capacity Development). Besonders bekannt ist die ICAE Academy of Lifelong Learning Advocacy (IALLA) – ein internationaler zweiwöchiger Kurs, der jedes Mal in einem anderen Land mit Teilnehmenden aus aller Welt durchgeführt wird. Der Fokus ist auf die globale Politik und deren Akteure in der Erwachsenenbildung gerichtet sowie auf die Entwicklung von → Kompetenzen für Lobbying und Advocacy für die Erwachsenenbildung. Auch Forschungsarbeiten sind ein Bestandteil der Arbeit des ICAE.
Das Engagement des ICAE für die Erwachsenenbildung ist stark vom → Diskurs über Menschenrechte geprägt, weiterhin vom Kampf für soziale Gerechtigkeit und die Gleichberechtigung aller Menschen. Der ICAE vertritt einen kritischen Ansatz in relevanten Fragen der Erwachsenenbildung, v. a. hinsichtlich der globalen Politik, der Entwicklungszusammenarbeit und der strukturellen und systemischen Probleme, die das Recht auf → Bildung behindern. Der ICAE setzt sich vornehmlich für die Bildung von Randgruppen und benachteiligten Menschen ein sowie für eine stärkere staatliche Unterstützung von Sozial- und Bildungsprogrammen, insb. in Bezug auf → Erwachsenenbildung in Entwicklungs- und Schwellenländern. Kritisch werden v. a. das Nord-Süd-Gefälle und die globale wirtschaftliche und soziale Ungleichheit betrachtet.
Der ICAE ist in den Vereinten Nationen (UN) anerkannt – er hat einen konsultativen Status im Wirtschafts- und Sozialrat (Economic and Social Council, ECOSOC) der UN. Seit 2015 engagiert sich der ICAE beim → Monitoring der Implementierung der UN-Agenda 2030 und den Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) als offizielle Stimme der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft im Hochrangigen Politischen Forum für Nachhaltige Entwicklung (High Level Political Forum on Sustainable Development, HLPF) der UN (→ Nachhaltigkeit). Der ICAE arbeitet mit der → United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO) und dem UNESCO Institute for Lifelong Learning (UIL) zusammen, u. a. beim Internationalen Programm für Alphabetisierung (Global Alliance for Literacy, GAL) und bei der CONFINTEA.
Die heutige Rolle des ICAE besteht darin, die Belange der Erwachsenenbildung, das Erwachsenenlernen und das lebenslange Lernen weltweit in internationalen politischen Gremien und gegenüber Entscheidungsträgern zu vertreten, seine Mitglieder über bildungspolitische Fragen zu informieren, ihnen den Zugang zu internationalen Netzwerken zu ermöglichen, sie bei nationalen und regionalen Tätigkeiten und Initiativen zu unterstützen und mit ihnen strategische Initiativen zu ergreifen.
Literatur
Hall, L. B. (2000). Building a global learning network: the International Council for Adult Education. In B. B. Cassara (Ed.), Adult education through world collaboration (pp. 187–210). Melbourn (AU): Krieger.
International Council for Adult Education. (2015). Mission. Montevideo (UY): ICAE.
Tuckett, A. (2000). The International Council for Adult Education and adult learning policy: addressing the gap between rhetoric and practice. In M. Milana & T. Nesbit (Eds.), Global perspectives on adult education and learning policy. Palgrave studies in global citizenship education and democracy (pp. 221–236). London (GB): Palgrave Macmillan.