Inhalte – Themen

Henning Pätzold & Kerstin Bestvater

DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-138

I. und T. sind konstituierende Elemente auf allen Betrachtungsebenen der Erwachsenenbildung. T. können bspw. gesellschaftlichen Trends folgen oder untergliedern Einrichtungen in Fachbereiche. I. sind zentral bei der Beschreibung von Angeboten und oft Ausgangspunkt individuellen Interesses, welches initial zum Lernen veranlasst. Trotz der zentralen Bedeutung der Begriffe gibt es kein geschlossenes Konzept, das I. und T. zueinander in ein klares Verhältnis setzt. Häufig wird der Begriff T. als der weitere verstanden; sie sind „innerhalb von Programmen ein Mittel der Strukturierung – sie geben verschiedenen Inhalten den Rahmen [... und sind] Gegenstand der Politik, der Forschung und Analyse“ (Pätzold et al., 2014, S. VIII).

Auf gesellschaftlicher Ebene sind T. ein Medium, in dem Weiterbildungsbedarf und -angebot aneinandergekoppelt werden können. Gesellschaftliche und ökonomische Entwicklungen verlangen nach bestimmten Kompetenzen, die durch die Auseinandersetzung mit entsprechenden T. erworben werden sollen und sich in dazugehörenden I. konkretisieren. In der Weiterbildungsstatistik, wie im Adult Education Survey (AES), werden die Themen- bzw. Lernfelder, angelehnt an die sog. ISCED-Lernfelder der United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO Institute for Statistics, 2015), in Sprache, Kultur, Politik; Pädagogik und Sozialkompetenz; Gesundheit und Sport; Wirtschaft, Arbeit, Recht sowie Natur, Technik, Computer unterteilt und liefern damit einen ersten Überblick über Themenbereiche der Erwachsenenbildung.

Auf der Ebene der Organisationen der Weiterbildung zeigt sich, dass diese häufig auf einen bestimmten Themenbereich (z. B. Bildung für nachhaltige Entwicklung) fokussiert oder in Fachbereiche entlang thematischer Linien strukturiert sind (wie u. a. die meisten Volkshochschulen). In Weiterbildungsorganisationen kann eine Zuständigkeit für bestimmte Themenbereiche auch aus der jeweiligen Trägerschaft abgeleitet werden (z. B. spirituelle T. bei Organisationen der konfessionellen Erwachsenenbildung). Gerade dort, wo diese Zuständigkeiten nicht evident sind, öffnen T. zudem eine Arena für eine dynamische Auseinandersetzung über die Zuständigkeit. Diese zu entfalten ist eine wichtige Vorgehensweise, um Einblick in die Struktur des Weiterbildungssystems zu gewinnen und dessen Betrachtung hinsichtlich der Frage von Legitimation und Ressourcen zu differenzieren (Schrader, 2011, S. 116ff.).

Auf der Ebene der Interaktion verschiebt sich der Fokus vordergründig von den T. zu den I., da organisiertes Lehren und Lernen nie ohne I. geschieht, in denen sich die T. „materialisieren“ (Pätzold et al., 2014, S. VIII). In der Didaktik ist das Verhältnis der I. zu anderen Aspekten der Lehr-Lern-Situation (z. B. zu Medien und Lehr-Lern-Zielen) seit Jahrzehnten Gegenstand der Diskussion, wobei insb. der Aspekt der Exemplarik immer wieder herausgearbeitet wurde und wird (exemplarisches Lernen). Damit können I. nicht nur für sich, sondern stellvertretend für viele andere Zugänge zu einer Thematik stehen.

Auf individueller Ebene sind I. Zugänge zur Realisierung von Lernprojekten und zu damit verbundenen Interessen. Wird ein individuelles Bedürfnis als Lernbedürfnis formuliert, so geht es auch hier um das Lernen von etwas, sodass konkrete I. gewählt werden, entlang derer das Interesse verfolgt wird (Grotlüschen & Pätzold, 2020, Kap. 5).

Literatur

Grotlüschen, A. & Pätzold, H. (2020). Lerntheorien in der Erwachsenen- und Weiterbildung (Lehrbuchreihe Erwachsenen- und Weiterbildung. Befunde – Diskurse – Transfer, Bd. 4, utb 5622). Bielefeld: wbv Publikation.

Pätzold, H., Felden, H. von & Schmidt-Lauff, S. (2014). Vorwort. In H. Pätzold, H. von Felden & S. Schmidt-Lauff (Hrsg.), Programme, Themen und Inhalte in der Erwachsenenbildung (S. VII–XI). Baltmannsweiler: Schneider.

Schrader, J. (2011). Struktur und Wandel der Weiterbildung (Reihe Theorie und Praxis der Erwachsenenbildung, Bd. 17). Bielefeld: W. Bertelsmann.

UNESCO Institute for Statistics. (2015). International Standard Classification of Education: fields of education and training 2013 (ISCED-F 2013) – detailed field descriptions. Montreal (CA): UNESCO-UIS.

Individualisierung
Inklusion – Diversität