Barbara Menke
DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-017
AL ist eine Weiterbildungsorganisation, die vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und dem → Deutschen Volkshochschulverband getragen wird. Sie versteht ihren Gegenstand, die → politische Bildung, in einem weitgefassten Rahmen. Hierzu gehören die außerschulische politische Erwachsenen- und → Jugendbildung, die politische und arbeitsorientierte Grundbildung (→ Alphabetisierung – Grundbildung), der → Bildungsurlaub und die Beratungsstellen für ausländische prekär Beschäftigte, ebenso Projekte des Empowerments von Flüchtlingen sowie die Stärkung von demokratischen Strukturen in ländlichen Räumen (→ Erwachsenenbildung in der Region), von Vorhaben der Verknüpfung von politischer und → ästhetisch-kultureller Bildung und nicht zuletzt von bildungsorientierter Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus und Islamismus. Aufs Ganze gesehen sollen die Bildungsangebote von AL dazu beitragen, dass sich das arbeitsbezogene und gesellschaftliche Leben der Bürgerinnen und Bürger nach den Kriterien von sozialer Gerechtigkeit, Chancengleichheit, Solidarität und kultureller Selbstbestimmung entwickeln kann – mit dem Ziel, eine demokratische Kultur der Partizipation, Toleranz und Vielfalt (→ Inklusion – Diversität) zu fördern und zu festigen.
Die Bildungsangebote werden hauptsächlich mit den Förderprogrammen zur politischen Bildung im Kinder- und Jugendplan des Bundes und der Bundeszentrale für politische Bildung umgesetzt. Daneben wurde in den letzten Jahren eine Vielzahl von mehrjährigen Modellprojekten der politischen Bildung mit öffentlicher Förderung durch Europäische Union (EU), Bund und Bundesländer im Verbund von Bundesarbeitskreis und Landesarbeitsgemeinschaften durchgeführt.
AL geht auf eine niedersächsische Kooperation von → Volkshochschulen (vhs) und Gewerkschaften von 1948 zurück, die gemeinsam eine Bildungsorganisation gründeten. Diese sollte den nach dem Krieg nur zögerlich einsetzenden Demokratisierungsprozess durch politische Bildung unterstützen. Speziell ging es darum, die bis dahin eher „bildungsbürgerlichen“ vhs für Arbeiterinnen und Arbeiter zu öffnen (→ Arbeiterbildung) und damit die politisch-kulturellen „Lagermentalitäten“, die zum Scheitern der ersten deutschen Demokratie maßgeblich beigetragen hatten, zu überwinden. Diesem Gründungsgedanken ist AL über die Jahrzehnte verbunden geblieben. Dabei hat sich die institutionelle Kooperation zwischen den vhs und dem DGB bewährt (→ Netzwerke – Kooperationen). Sie wird auf den verschiedenen Organisationsebenen weitgehend paritätisch wahrgenommen. Die Landes- und örtlichen Arbeitsgemeinschaften von AL sind selbstständige → Organisationen. Mit der Gründung des Bundesarbeitskreises AL im Jahre 1956 wurde ein gemeinsames Dach geschaffen, das im Aufgabenprofil die weiterbildungs- und förderungspolitischen Interessen der Mitglieder auf Bundes- und EU-Ebene vertritt, den fachlichen Austausch organisiert und Modellvorhaben zur Weiterentwicklung konzipiert, initiiert und gemeinsam mit den Landesorganisationen umsetzt.
Heute ist AL mit 14 Landesorganisationen und 120 regionalen und örtlichen Arbeitsgemeinschaften sowie dem Bundesarbeitskreis als dem gemeinsamen Dach eine bundesweit tätige Weiterbildungsorganisation, deren Arbeit sich nicht nur auf die nationale, sondern auch auf die europäische und auf die internationale Bildungsarbeit erstreckt. In diesem Kontext spielen internationale Begegnungen, z. B. im Deutsch-Französischen oder Deutsch-Griechischen Jugendwerk, ebenso eine Rolle wie die Beteiligung am Mobilitätsprogramm Erasmus+, um insb. Auszubildenden die Möglichkeit beruflicher Entwicklung in Europa zu ermöglichen.
Literatur
Länge, T. W. & Jelich F.-J. (Hrsg.). (2006). Politische Bildung und gesellschaftliche Teilhabe. 50 Jahre Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben. Recklinghausen: FIAB.
Bundesarbeitskreis Arbeit und Leben. (2018–2019). Für eine demokratische Kultur der Partizipation: Geschäftsbericht. Wuppertal: Bundesarbeitskreis AL.