Ernst Troßmann
DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-284
Der VWA-Bundesverband (ungekürzter Name: Bundesverband Deutscher Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien e. V.) ist der Dachverband von mehr als 30 selbstständigen Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien, die an über 70 Standorten im gesamten Bundesgebiet tätig sind.
Die Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien sind privatrechtliche Bildungseinrichtungen in Deutschland. Ihre Träger sind öffentlich-rechtliche oder gemeinnützige Körperschaften (z. B. Bundesländer, Gemeinden, Kammern, aber auch privatwirtschaftliche Institutionen). Ihre Zielgruppen sind Fach- und Führungskräfte aus Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung, die ihr betriebswirtschaftliches Know-how aktualisieren, ergänzen, festigen oder abrunden wollen – sei es in einem bestimmten Spezialgebiet oder in einem breit angelegten generalistischen Studium. Die einzelnen Akademien sind regional verankert und bieten ihre → Programme teils an mehreren Standorten wohn- bzw. arbeitsortnah für ihre durchweg berufstätigen Interessentinnen und Interessenten an.
Das → Angebot der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien umfasst: ein- oder mehrtägige Seminare zu konkreten Einzelthemen; Lehrgänge und Aufbaustudiengänge zur Aufstiegsqualifizierung in definierten Tätigkeitsfeldern; berufsbegleitende Studiengänge über mehrere Semester mit generalistischer Ausrichtung zum Erwerb akademischer → Qualifikationen und Abschlussgrade (bekannteste Abschlüsse: Wirtschaftsfachwirtin (VWA) bzw. -wirt (VWA), Betriebswirtin (VWA) bzw. -wirt (VWA) sowie in Kooperation mit Hochschulen: Bachelor of Arts (B. A.), Master of Arts (M. A.); ferner duale Studiengänge für kaufmännische Auszubildende zum Abschluss als Bachelor of Arts (B. A.).
Typisch für das Studienangebot der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien ist die Orientierung am Hochschulniveau. So beauftragt jede Akademie für die Niveau- und Qualitätssicherung in Stoffplänen und Dozentenwahl als Studienleitung eine Professorin bzw. einen Professor einer Universität oder einer anderen Hochschule. Ebenso rekrutieren sich viele der nebenberuflichen Dozentinnen und Dozenten aus der Professorenschaft aller Hochschultypen, aber auch aus erfahrenen Richterinnen und Richtern sowie hochrangigen Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Verwaltung. Die Vorteile ihrer bundesweiten Zusammenarbeit einerseits und ihre Gemeinnützigkeit andererseits erlauben es den Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien, ein hohes Qualitätsniveau dennoch zu vergleichsweise niedrigen Studiengebühren anzubieten.
Der VWA-Bundesverband übernimmt in der Zusammenarbeit seiner Mitgliedsakademien v. a. koordinative und gemeinsame Aufgaben. Er vertritt die Idee der Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien nach außen, insb. bei Entscheidungsträgern und Interessensgruppen in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung und der Öffentlichkeit. Nach innen organisiert er das arbeitsteilige Vorgehen seiner Mitgliedsakademien in übergreifenden Belangen sowie die gemeinsame Nutzung von Ressourcen. Über den VWA-Bundesverband haben sich die Mitgliedsakademien auf gemeinsame Qualitätskriterien für Lehre und Prüfungen verpflichtet (→ Qualität). Für deren Einhaltung sorgt der VWA-Bundesverband, u. a. durch gemeinsame Rahmenordnungen und die Vergabe eines Qualitätssiegels.
Organe des VWA-Bundesverbands sind das Präsidium, der Bundesvorstand sowie die Hauptversammlung. Letztere wählt Präsidium und Vorstand des VWA-Bundesverbands, beschließt über Rahmenstoffpläne, Rahmenprüfungsordnungen und weitere akademieübergreifende Belange. Die laufende Zusammenarbeit der Mitgliedsakademien vollzieht sich in verschiedenen fachlichen Arbeitsgruppen. Der VWA-Bundesverband ist als eingetragener Verein in Frankfurt a. M. registriert; seine Bundesgeschäftsstelle ist in Stuttgart.
Während die Geschichte einzelner Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien bis auf den Anfang des 20. Jh. zurückreicht, ist der VWA-Bundesverband formell erst am 16. Dezember 1950 aus einer vorher losen Kooperation heraus gegründet worden. Anlass dafür war die Neu- bzw. Wiedergründung vieler Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, nachdem ihre Aktivitäten vor und während der Kriegsjahre nahezu vollständig zum Erliegen gekommen waren. Ab 1990 kamen neu bzw. nach Jahrzehnten wieder gegründete Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademien der ostdeutschen Bundesländer hinzu.
Literatur
Eichhorn, P. (2000). 50 Jahre Bundesverband VWA. Akademie – Zeitschrift für Führungskräfte in Verwaltung und Wirtschaft, 45(3), 75–78.