Monitoring

Ekkehard Nuissl

DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-204

M. ist, allgemein gesagt, eine Überwachung von Vorgängen. Mit M. werden vielerlei Arten systematischer Beobachtungssysteme von Prozessen bezeichnet. Anders als bei der Evaluation ist M. kein Verfahren der Bewertung, sondern ermöglicht es, präzise zu erfassen, ob ein Prozess den vorgesehenen Verlauf nimmt, ob vorgegebene Ziele erreicht werden und ob es erforderlich ist, steuernd in den Prozess einzugreifen. M. dient v. a. dazu, Informations-, Planungs- und Entscheidungsgrundlagen zu liefern und damit Steuerungsprozesse zu ermöglichen.

M. geht i. d. R. von einem geplanten Prozess aus und überprüft, ob der Weg zum Ziel eingehalten wird; zu diesem Zweck werden milestones definiert, d. h. Zeitpunkte und Beobachtungsgegenstände, die Aufschluss darüber geben können, ob der Weg zum Ziel von Art, Zeit und Umfang her eingehalten wird. Es gibt jedoch auch Monitoringverfahren für „offene“ Prozesse, die keinen Zielvorgaben unterliegen und gewissermaßen ungeplant sind; sie definieren keine milestones, sondern meist variable Zeitpunkte.

M. benötigt Daten, die in einem methodisch differenzierten Verfahren erhoben und analysiert werden (Forschungsmethoden). Diese Daten können periodisch, aber auch variabel bezogen auf bestimmte Einschnitte oder Zeitpunkte sein; oft ist M. auch als Zeitreihe angelegt. Entscheidend für das M. ist die Bestimmung der sog. Indikatoren, also derjenigen Kenngrößen, die über den Prozessverlauf Auskunft geben können (Autoren­gruppe Bildungsberichterstattung, 2020). Anforderungen an die Qualität von Indikatoren bestehen darin, normativ gesetzt und statistisch valide, nicht manipulierbar sowie zeitnah revidierbar zu sein. Im Kontext eines Monitoringverfahrens sollen die Indikatoren den Kern des Sachverhalts bzw. Prozessverlaufs kennzeichnen und eine Reaktion auf Maßnahmen ermöglichen. Auch sollten Indikatoren in ihrer Gesamtheit ausgewogen sein und eine innere Kohärenz aufweisen. Um ein M. durchführen zu können, sind das Feld (der zu überwachende Prozess) sowie die darin aktiven Personengruppen präzise zu definieren und die verfügbaren Daten zu überprüfen.

In Deutschland wurde das M. in den 1990er Jahren intensiviert und für eine umfangreiche Sozialberichterstattung angewandt. Diese ist seitdem auf Dauer gestellt, umfasst einen umfangreichen und differenzierten Indikatorensatz und ist Grundlage eines jährlichen Datenreports zur sozialen Entwicklung, der vom Statistischen Bundesamt in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und dem GESIS –
Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften vorgelegt wird. Diese Sozialberichterstattung konzentriert sich v. a. auf Indikatoren in den Bereichen Alter, Familie, Bildung und Beschäftigung. Seit 2006 existiert in Deutschland auch eine Bildungsberichterstattung, die Entwicklungen in den Bildungsbereichen Schule, Hochschule und Weiterbildung erfasst. Ihre Ergebnisse werden alle zwei bis drei Jahre veröffentlicht und widmen sich meist auch einem Schwerpunkt. Erweiterungen der Monitoringverfahren, die in den vergangenen Jahren zu beobachten sind, gehen in Richtung Policy-Analyse. International erfolgt das M. im Bildungsbereich bspw. über die Finanz- und Teilnahmezahlen des von der Organisation for Economic Co-operation and Development edierten Berichts „Education at a Glance“ (OECD, 2018) sowie – zur Berufsbildung – durch die Publikationen vom Centre Européen pour le Développement de la Formation Professionnelle –
CEDEFOP (Ioannidou, 2010).

In kleinerem Rahmen werden Verfahren des Monitorings bei der Organisationsentwicklung von Bildungseinrichtungen eingesetzt. Auch Unterrichtsbeobachtungen (Hospitation) und Beschreibungen von Lehr-Lern-Prozessen nehmen Bezug auf Elemente des Monitorings, z. B. in der Form regelmäßiger Lernstandserhebungen. Hier sind Indikatoren, die valide Daten erbringen, von besonderer Bedeutung; dies erweist sich angesichts inhaltlicher, individueller und sozialer Komplexität als eine komplizierte Aufgabe.

Gegenüber der Evaluation zeichnet sich das M. dadurch aus, dass eine Bewertung erst im Anschluss an den Beobachtungsprozess vorgesehen ist, da die Funktion der Steuerung im Vordergrund steht. Bewertende Elemente liegen jedoch in der Festlegung der Indikatoren, die dem M. zugrunde liegen.

Literatur

Autorengruppe Bildungsberichterstattung. (2020). Bildung in Deutschland 2020. Ein indikatorengestützter Bericht mit einer Analyse zu Bildung in einer digitalisierten Welt. Bielefeld: wbv Publikation.

Ioannidou, A. (2010). Educational monitoring and reporting as governance instruments for evidence-
based education policy. In S. K. Amos (Ed.), International educational governance (pp. 155–172). Bingley (GB): Emerald.

Organisation for Economic Co-operation and Development. (2018). Education at a glance 2018. Paris (FR): OECD.

Widany, S., Wolter, A. & Dollhausen, K. (2020). Monitoring wissenschaftlicher Weiterbildung: Status quo und Perspektiven. In W. Jütte & M. Rohs (Hrsg.), Handbuch Wissenschaftliche Weiterbildung (S. 235–260). Wiesbaden: Springer VS.

Modernisierung
Museumspädagogik