Large Scale Assessments

Beatrice Rammstedt

DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-169

Der Begriff LSA bezieht sich auf eine Reihenuntersuchung mithilfe von Tests oder anderen direkten Datenerhebungsverfahren, die in einem engen zeitlichen Intervall an einer großen Anzahl von Personen durchgeführt wird. Diese Erhebungen dienen i. d. R. dazu, die Ausprägung des zu testenden Merkmals in einer Population – und somit nicht bei einer einzelnen Person – zu bewerten. Im Vergleich mit anderen Populationen, z. B. anderen Ländern oder Regionen, oder über einen zeitlichen Verlauf können die Befunde dieser LSA u. a. wertvolle Hinweise für die Bildungspolitik und -praxis liefern (wissenschaftliche Politikberatung). Dementsprechend ist die öffentliche und politische Resonanz auf die Befunde häufig groß.

Meist werden mit LSA Kompetenzen gemessen (Kompetenzmessung). Dies können allgemeine oder Grundkompetenzen wie Lesen oder schlussfolgerndes Denken oder fachliche Kompetenzen sein. Bekannt wurden die LSA von Kompetenzen insb. durch international vergleichende Schulleistungsuntersuchungen wie die Trends in International Mathematics and Science Study (TIMSS) ab 2007 oder das Programme for International Student Assessment (PISA) ab 2000.

Die bekannteste LSA von Kompetenzen Erwachsener ist die internationale Studie Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC) (OECD, 2013; Rammstedt, 2013), die auf den Vorgängerstudien International Adult Literacy Survey (IALS) und Adult Literacy and Lifeskills Survey (ALL) basiert. PIAAC ist eine Studie der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD), mit der das Ziel verfolgt wird, Kompetenzen von Erwachsenen international zu vergleichen. Hierfür werden in allen beteiligten Ländern repräsentative Zufallsstichproben der Bevölkerung im Erwerbsalter (16 bis 65 Jahre) untersucht. Im Rahmen einer persönlichen Befragung werden Schlüsselkompetenzen für die erfolgreiche Teilnahme am gesellschaftlichen Leben, wie Lesen, Alltagsmathematik und Problemlösen, erhoben. In Kombination mit den personenbezogenen Kontextinformationen liefern die Ergebnisse Erkenntnisse über das Erlangen und den Erhalt der betreffenden Kompetenzen. Am ersten Zyklus der PIAAC-Studie (2008 bis 2019) nahmen über die drei durchgeführten Runden insgesamt rund 40 Länder teil. Der derzeitige zweite Zyklus wird die Schlüsselkompetenzen Erwachsener in über 30 Ländern (in der aktuellen Runde 1) in einem rund zehnjährigen Intervall abbilden. Die Ergebnisse dieses zweiten PIAAC-Zyklus werden 2024 erwartet.

Neben den international vergleichenden LSA von Kompetenzen im Erwachsenenalter gibt es auch nationale LSA, die bspw. zum Ziel haben, ein bestimmtes Kompetenzniveau in der erwachsenen Bevölkerung eines Landes abzubilden bzw. dessen Veränderung über die Zeit zu beobachten (Bildungsberichterstattung). Deutsche Beispiele sind zum einen die querschnittliche Level-One (LEO) Studie zur Erfassung der Lese- und Schreibkompetenzen der erwachsenen Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren (Grotlüschen & Buddeberg, 2019). Der Fokus der LEO-Studie liegt auf den unteren Kompetenzstufen des Lesens und Schreibens (Literalität – Numeralität). Somit liefert sie Erkenntnisse zu dem Anteil Erwachsener in Deutschland, die nur geringe Lese- und Schreibkompetenzen haben. Zum anderen erfasst auch die National Educational Panel Study (NEPS) Kohorten im Erwachsenenbereich (Blossfeld & Roßbach, 2019). Durch das längsschnittliche Design bieten diese Daten insb. Erkenntnisse über die Veränderung von Schlüsselkompetenzen wie die Lesekompetenz in Abhängigkeit bestimmter Rahmenbedingungen (z. B. Erwerbslosigkeit, Weiterbildungsteilhabe).

LSA-Studien liefern nicht nur wichtige Erkenntnisse für bildungspolitische und bildungspraktische Weichenstellungen; sie bieten aufgrund ihres hohen Datenreichtums und der hohen Datenqualität auch eine hervorragende und vielfach genutzte Quelle für sekundäre Forschungsarbeiten.

Literatur

Grotlüschen, A. & Buddeberg, K. (Hrsg.). (2020). LEO 2018. Leben mit geringer Literalität. Bielefeld: wbv Publikation.

Blossfeld, H.-P. & Roßbach, H.-G. (Hrsg.). (2019). Education as a lifelong process – the German National Educational Panel Study (NEPS). Wiesbaden: Springer VS.

Organisation for Economic Co-operation and Development. (Hrsg.). (2013). OECD skills outlook 2013: first results from the survey of adult skills. Paris (FR): OECD.

Rammstedt, B. (Hrsg.). (2013). Grundlegende Kompetenzen Erwachsener im internationalen Vergleich –
Ergebnisse von PIAAC 2012
. Münster: Waxmann.

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