Forschungsinfrastrukturen

Sarah Widany

DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-107

F. bestehen durch Organisationen, die nachhaltig Informationen, Ressourcen und Dienstleistungen für Forschungszwecke bereitstellen. Der Aufbau dieser Strukturen wird seit den 2000er Jahren wissenschaftspolitisch verstärkt gefördert und dient der Bereitstellung von Ressourcen für disziplinäre und interdisziplinäre Forschung (GWK, 2020). Für die Weiterbildungsforschung sind neben den Bibliotheken v. a. (1) Datenbanken und -sammlungen sowie (2) Archive zentrale F. Teilweise werden diese auch als „Forschungsdaten-“ oder „Informationsinfrastrukturen“ bezeichnet.

Zu (1). Weiterbildungsstatistische Daten, die eine Beobachtung des Weiterbildungssystems durch Angaben zum Weiterbildungsverhalten der Bevölkerung (Teilnahme an Erwachsenen- und Weiterbildung), zu Betrieben, zu Weiterbildungsanbietern und zum Personal in der Weiterbildung ermöglichen, haben einen hohen Stellenwert für die Bildungsberichterstattung, aber auch für sekundäranalytische Vorhaben der Weiterbildungsforschung (Kuper, Behringer & Schrader, 2016). Sie werden im Rahmen von F. oftmals über Forschungsdatenzentren verschiedener Einrichtungen als Scientific bzw. Public Usefiles zur wissenschaftlichen Nutzung zur Verfügung gestellt.

Zentrale Erhebungen auf Personenebene sind der Adult Education Survey (AES) und das Programme for the International Assessment of Adult Competencies (PIAAC), das Nationale Bildungspanel (NEPS) des Leibniz-Instituts für Bildungsverläufe (LIfBi) sowie der Mikrozensus der Statistischen Ämter der Länder und des Bundes. Unternehmensbefragungen liefern Daten zur betrieblichen Weiterbildungsaktivität (betriebliche Weiterbildung). Zu nennen sind hier der Continuing Vocational Training Survey (CVTS) von Eurostat und das IAB-Betriebspanel des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit. Daten zu Angeboten und Leistungen sowie zur wirtschaftlichen Lage von Weiterbildungsanbietern stehen über den wbmonitor des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) und die Volkshochschul-Statistik des DIE zur Verfügung. Zum Personal gibt es aktuell keine kontinuierlich erhobene Datengrundlage. Die Daten des europaweiten AES, des Labor Force Survey (in Deutschland in den Mikrozensus integriert) und des CVTS werden von Eurostat bereitgestellt. Die Daten des internationalen PIAAC sind über die Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) zugänglich.

Jüngere Entwicklungen in den F. zielen auf die Archivierung und den Zugang zu qualitativen Daten, um auch in diesem Bereich eine Nachnutzung durch Sekundärforscherinnen und -forscher zu ermöglichen. Potenziale und Risiken dieser Nachnutzung werden angesichts der Diversität und Sensibilität qualitativer Daten bspw. unter technischen, ethischen und forschungsökonomischen Gesichtspunkten mitunter kontrovers diskutiert (DGfE, 2017). Das Forschungsdatenzentrum Bildung des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF) stellt v. a. audiovisuelle, aber auch textuelle Forschungsdaten (z. B. Interviewtranskripte) sowie ergänzende Kontext- und Dokumentationsmaterialien bereit. Der Datenbestand ist aktuell begrenzt auf die Schul- und Unterrichtsforschung (Unterricht). Perspektivisch könnten jedoch Daten aus der qualitativen Weiterbildungsforschung aufgenommen werden.

Zu (2). Archive sind insb. für die Programmforschung eine wichtige Ressource. Im deutschsprachigen Raum gibt es drei Programmarchive, die Kursprogramme über Datenbanken und Kataloge systematisch archivieren und zugänglich machen: Das Weiterbildungsprogramm-Archiv Berlin/Brandenburg der Humboldt-Universität zu Berlin bietet eine wissenschaftliche Sammlung von Programmen aus einem breiten Spektrum von Weiterbildungsanbietern in Berlin und Brandenburg seit 1995. Der Print- und Onlinebestand im Archiv der Volkshochschul-Programme am DIE umfasst ausschließlich Programme von Volkshochschulen (vhs) und reicht bis in die 1930er Jahre zurück. Das Österreichische Volkshochschularchiv hat einen Schwerpunkt in der Sammlung von Programmen der Wiener vhs und beinhaltet darüber hinaus weitere Archivalia wie Plakate und Schriftwechsel.

Literatur

Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. (2017). Stellungnahme der DGfE zur Archivierung, Bereitstellung und Nachnutzung qualitativer Forschungsdaten in der Erziehungswissenschaft. Berlin: DGfE.

Gemeinsame Wissenschaftskonferenz. (2020). Informationsinfrastrukturen/NFDI. Bonn: GWK.

Kuper, H., Behringer, F. & Schrader, J. (Hrsg.). (2017). Entwicklung von Indikatoren und einer Datengewinnungsstrategie für die Weiterbildungsstatistik in Deutschland. Eine Expertise (Wissenschaftliche Diskussionspapiere, S. 24–58). Bonn: BIBB.

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