Wolfgang Jütte
DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-090
Die ESREA ist eine europäische wissenschaftliche Fachgesellschaft mit dem Ziel, die Forschung im Feld der → Erwachsenen- und Weiterbildung in ihrer theoretischen und methodologischen Breite zu fördern. Der 1991 im niederländischen Leiden gegründeten Fachgesellschaft gehören individuelle und assoziierte institutionelle Mitglieder aus beinahe allen Ländern und Regionen Europas an. Darüber hinaus gibt es eine fachliche Zusammenarbeit mit Fachkolleginnen und -kollegen weltweit. Die zwölf Vorstandsmitglieder, die möglichst breit die verschiedenen europäischen Regionen repräsentieren, werden in ihrer Arbeit von einem Sekretariat unterstützt, das bei einer der Mitgliedsinstitutionen angesiedelt ist. Nach der Universität Leiden in den Niederlanden (ab 1991) und der Universität Linköping in Schweden (ab 2007) wird das Sekretariat seit 2020 vom → Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) getragen.
Die ESREA zielt auf den direkten Austausch von aktiv Forschenden durch thematische Netzwerke, Seminare, Konferenzen und Publikationen. Alle drei Jahre hält die ESREA eine europäische Forschungskonferenz als umfassendes Forum ab, die auf eine breite geografische Repräsentation setzt, welche sich in der Wahl der Tagungsorte niederschlägt: Strobl (1995), Brüssel (1998), Lissabon (2001), Wroclav (2004), Sevilla (2007), Linköping (2010), Berlin (2013), Maynooth (2016), Belgrad (2019) und Mailand (2022).
Strukturbildend sind die thematischen → Netzwerke, in deren Rahmen regelmäßig Seminare und Konferenzen an verschiedenen europäischen Orten durchgeführt werden. Die derzeit zwölf Netzwerke umfassen eine große thematische Bandbreite, in denen sich auch die Dynamik und die Themenkonjunkturen des Forschungsfelds widerspiegeln: Access, Learning Careers and Identities; Active Democratic Citizenship and Adult Learning; Adult Educators, Trainers and their Professional Development; Between Global and Local – Adult Learning and Communities; Education and Learning of Older Adults; Gender and Adult Learning; History of Adult Education and Training in Europe; Transformative Processes in Learning and Education; Life History and Biography; Migration, Transnationalism and Racisms; Policy Studies in Adult Education sowie Working Life and Learning.
Die Forschungsnetzwerke und Konferenzen führen zu einer Vielzahl von Veröffentlichungen, die u. a. in einer eigenen Buchreihe herausgegeben werden – zunächst ab 2005 als „European Studies in Lifelong Learning and Adult Learning Research“ im Verlag Peter Lang und seit 2014 im Open Access unter dem Titel „Research on the Education and Learning of Adults“ im Verlag Brill/Sense.
Die Etablierung einer eigenen peer-reviewed Fachzeitschrift im Open Access in 2010 – das European Journal for Research on the Education and Learning of Adults (RELA) – unterstreicht die Forschungsorientierung der Fachgesellschaft. Damit sollte u. a. auf die veränderten Publikationsbedingungen von jüngeren Forschenden reagiert und eine Alternative zum angelsächsischen „bias“ internationaler → Zeitschriften eröffnet werden.
Zu den zentralen Herausforderungen der ESREA zählen die sprachliche und forschungskulturelle Vielfalt Europas, die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und die Zusammenarbeit mit anderen internationalen Fachgesellschaften. Die Tradition und der sich wandelnde Stellenwert der Erwachsenen- und Weiterbildung in der Hochschullandschaft jedes Landes spiegeln sich in der regionalen Repräsentativität wider. Drei Jahrzehnte nach ihrer Gründung wird die ESREA zunehmend auch Gegenstand von Selbstreflexion und Forschung (Fejes et al., 2019; Käpplinger, 2015).
Literatur
Fejes, A., Fragoso, A., Jütte, W., Kurantowicz, E., Merrill, B., Salling Olesen, H. & Wildemeersch, D. (2019). Editorial: RELAs 10-year anniversary. What have we accomplished? European Journal for Research on the Education and Learning of Adults, 10(1), 7–12.
Käpplinger, B. (2015). Adult education research between field and rhizome – a bibliometrical analysis of conference programs of ESREA. European Journal for Research on the Education and Learning of Adults, 6(2), 1–19.
