Zur Genese des Wörterbuchs
Seit der ersten, seinerzeit nur gedruckt erschienenen Auflage des Wörterbuchs im Jahre 2001 unter dem Titel Wörterbuch Erwachsenenpädagogik sind mehr als zwei Jahrzehnte vergangen. Sahen sich bereits die Herausgeberin und Herausgeber der zweiten Auflage im Jahr 2010 unter dem Titel Wörterbuch Erwachsenenbildung vor die Herausforderung gestellt, die grundlegenden Entwicklungen in der Erwachsenenbildung unter veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen begrifflich adäquat abzubilden, alte Wissensstände zu überprüfen und neue angemessen aufzunehmen, so stellte sich diese Aufgabe für eine neue Auflage in einer noch umfassenderen Weise.
In zahlreichen Praxis- und Wissenschaftsfeldern der Erwachsenenbildung ist in der letzten Dekade vieles geschehen. Dies betrifft zum einen den kontinuierlichen Bedeutungszuwachs der Erwachsenenbildung, d.h. die Lern- und Bildungsprozesse Erwachsener im sog. quartären Bildungsbereich wie auch in der Lebens- und Arbeitswelt. Zum anderen sind hier konkret die Ausweitung des Angebots und der Beteiligung, die Erweiterung der Orte und Formen des Lernens Erwachsener, insbesondere in digitalen Lernumgebungen, das wiedererwachte Interesse der nationalen und internationalen Politik an Steuerung im vierten Bildungsbereich und nicht zuletzt der Generationenwechsel in einem wachsenden Wissenschaftssystem, der mit veränderten thematischen Schwerpunktsetzungen und forschungsmethodischen Zugängen einherging, zu nennen. Ebenso ist die Vernetzung der in der Erwachsenen- und Weiterbildung Tätigen vorangeschritten, unterstützt durch Fördermaßnahmen auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene. Zudem wird die Disziplin enger in bildungspolitische Entscheidungsprozesse einbezogen, als dies noch vor einem Jahrzehnt geschah.
Der Status der Erwachsenenbildung als eigenständige Wissenschaftsdisziplin wird heute nicht mehr angezweifelt: Als universitäres Fach hat sie sich fest etabliert; auch konnte die Disziplin in den zurückliegenden Jahrzehnten einen eigenen wissenschaftlichen Nachwuchs heranbilden. Vor dem Hintergrund der genannten Entwicklungen wurden in den letzten Jahren jedoch immer wieder Forderungen nach einer stärkeren theoretischen und empirischen Fundierung und damit auch nach einer größeren Forschungsorientierung laut. Weithin geteiltes Ziel dieser Forschung ist es, die Praxis der Erwachsenenbildung durch eine Weiterentwicklung wissenschaftlicher Theorien, Methoden und Modelle zu unterstützen. Auch wurden durch zahlreiche Forschungsaktivitäten neue Felder erschlossen, die sich auf bislang nicht berücksichtigte Institutionen und Organisationen beziehen.
Zur Neuauflage
Diese Veränderungen ließen Begrifflichkeiten entstehen, die in den Fachdiskurs aufgenommen wurden, alte Begriffsinhalte haben sich geändert und mussten neu definiert werden. Die nun vorliegende dritte Auflage ist somit eine umfassend überarbeitete und aktualisierte Neufassung des Wörterbuchs. Zahlreiche neue Termini wurden erfasst, Grundsatz- und Überblickstexte eingeführt und bestehende Stichworte grundlegend aktualisiert. Manche Einzelbeiträge wurden zusammengelegt, andere ausgeweitet oder aber gestrichen, sofern sie nur noch historisch bedeutsam schienen. Einige der insgesamt 187 Autorinnen und Autoren traten neu hinzu, andere haben Beiträge der zu unserem Bedauern verstorbenen Kollegen Peter Faulstich, Erhard Schlutz und Rolf Dobischat überarbeitet. Dass jede dieser Entscheidungen auch anders hätte getroffen werden können, war uns bei der Konzeption dieser Neuauflage bewusst.
Die dritte Auflage des Wörterbuchs verfolgt den Anspruch, den aktuellen Kenntnis- und Diskussionsstand zur Erwachsenen- und Weiterbildung auf den Gebieten Didaktik und Methodik, Wissenschaftsentwicklung und Geschichte der Disziplin, Lernen und Lerntheorien, Organisationen und Institutionen, Politik und Recht sowie Professionsentwicklung und Internationalisierung umfassend und systematisiert zu erfassen und zu bündeln. Gleichzeitig hat diese Ausgabe eine neue Akzentuierung erhalten und erscheint nun unter dem Titel Wörterbuch Erwachsenen- und Weiterbildung.
Zur digitalen Plattform
Mit dem mehr als 300 Lemmata umfassenden Wörterbuch wird Studierenden und Lehrenden, Wissenschaftlerinnen und Praktikern, Politikerinnen und Administratoren im Feld der Erwachsenen- und Weiterbildung nun auch ein digitales Nachschlagewerk zu den aus unserer Sicht wichtigsten Sachthemen der Erwachsenenbildung an die Hand gegeben.
Wissenschaft und Forschung, aber auch weite Teile der Bildungspraxis und -administration sind mittlerweile durch digitale Arbeits- und Kommunikationsroutinen geprägt. So war es selbstverständlich, dass das Wörterbuch auch online zugänglich gemacht wird. Bereits die zweite Auflage von 2010 war im Internet verfügbar. Inzwischen haben sich die internationalen Standards für die Auffindbarkeit und Zitierbarkeit von Open-Access-Publikationen, aber auch die Erwartungen der Leserinnen und Leser an Nachweis- und Download-Möglichkeiten weiterentwickelt. Die vorliegende digitale Version des Wörterbuchs möchte diese Standards und Erwartungen einholen. So sind alle Beiträge sowohl im HTML als auch als PDF verfügbar und mit standardisierten Metadaten ausgestattet. Zudem ermöglicht ein Hyperlink-System nicht nur die Auffindbarkeit der Beiträge aus dem Verzeichnis (siehe Navigation „Inhalt | Beiträge“) oder aus der Suchfunktion heraus, sondern verlinkt die Stichworte auch untereinander, sodass eine systematische Erschließung der jeweiligen Begriffe ermöglicht wird.
Jedem Beitrag sind zudem exemplarische Literaturangaben für eine weiterführende Orientierung und Vertiefung beigefügt. Im Interesse der Lesbarkeit wurde auf die in wissenschaftlichen Veröffentlichungen übliche Zitationsweise verzichtet.
Alle Beiträge werden unter einer Creative Commons Lizenz CC-BY-NC-ND veröffentlicht.
Bonn, im März 2023
Rolf Arnold, Ekkehard Nuissl, Josef Schrader