Hannes Saas
DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-022
A. wird als vielschichtiger Begriff unterschiedlich definiert. Abhängig vom Kontext, in dem A. verwendet wird, resultieren daraus vielfältige Bedeutungen. In Abgrenzung zu → Freizeit und → Familienbildung lässt sich mit A. aus individueller Perspektive zunächst die Einstellung zur ausgeübten → Arbeit beschreiben. Hierbei ist die instrumentelle A., bei welcher Arbeit als Mittel zum Zweck eingeordnet wird, von der inhaltlichen A. zu unterscheiden, in deren Kontext Arbeit als ein Lebensinhalt betrachtet wird.
Als Einstellung zur eigenen Arbeit ist die A. eng verbunden mit der Arbeitsmotivation. In der Organisationspsychologie gilt Arbeitsmotivation als die Bereitschaft, Fähigkeiten und Fertigkeiten zum Zweck produktiver, zielorientierter Arbeit einzusetzen (Sturm, Opterbeck & Gurt, 2011, S. 118). Die A. eines Individuums geht demnach mit Implikationen für die → Organisation einher, die unter dem Konzept der Arbeitsmotivation diskutiert werden (für einen Überblick: ebd., S. 117–145). Während bei der instrumentellen A. die Bereitstellung von Sicherheiten wie von Geld oder vergleichbaren Faktoren im Fokus steht, ist bei der inhaltlichen A. bspw. das Entwicklungspotenzial oder die Verbindung der Arbeit mit der eigenen → Identität zentral. Auch Mischformen sind denkbar, z. B. wenn Arbeit der instrumentellen Erfüllung des Lebensstandards dient, aber auch individuelle inhaltliche Ansprüche an die Arbeit gestellt werden.
Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive ordnet Laske (2018) die Diskussionsstränge um den Begriff A. in drei Sichtweisen:
- Eine arbeitsorientierte Wissenschaft befasst sich inhaltlich mit Fragen der Gestaltung von Arbeit, deren Einsatzbedingungen und möglichen Wirkungen (z. B. Job-Design).
- A. als normativ-kritisches Konzept hingegen verknüpft den Begriff mit einem reflexiven Zugang im Hinblick auf Funktionen und Folgen menschlicher Arbeit, sodass die A. und damit die Vorstellungen menschengerechter Arbeit und Arbeitsbedingungen nicht nur durch Inhalte, sondern auch durch Denkstile, Kategorien und Methoden zur Erschließung betrieblicher Arbeit determiniert werden.
- Mit einem interdisziplinären Zugang zur A. wird z. B. durch Kooperation bei der Erforschung von Fragen der Arbeitsorganisation der wissenschaftliche Denkzugang fachübergreifend erweitert (→ Interdisziplinarität).
Nach Peter Faulstich fungiert das Konzept der A. im Kontext der → Erwachsenen- und Weiterbildung als Mittel zur Entfaltung der Person durch individuelle und gesellschaftliche Kenntnisse und Fähigkeiten sowie Interessen in Bezug auf die Arbeit. Der Ansatz wurde später zum Konzept der personalorientierten Weiterbildung weiterentwickelt.
In der arbeitsorientierten Bildung wird „Arbeit“ demnach handlungstheoretisch interpretiert und tritt als ein spezifisches Handlungsfeld in den Blick, in welchem der Mensch planend, organisierend und ergebnisprüfend produktiv tätig ist (Arnold, Gonon & Müller, 2016, S. 83). Für die → Berufsbildung besteht mit Blick auf die A. das Problem, dass die Zukunft der Arbeitsgesellschaft dahingehend ungesichert ist, dass sich Berufsbilder verändern oder Arbeitsplätze durch Technisierung verlorengehen. Arnold, Gonon und Müller (ebd., S. 89) schlagen daher vor, in der Erwachsenenbildung statt des Begriffs „Beruf“ künftig stärker die A. als neue Leitkategorie einer arbeitspädagogischen Betrachtung zu adressieren.
Ähnlich wie die Arbeitslehre im schulischen → Unterricht kann A. zur Verknüpfung von Schul- und Berufsbildung beitragen. Schon in den 1990er Jahren schlägt Dedering (1996, S. 1) vor, A. im gesamten Bildungssystem fokussierter zu adressieren, z. B. im Sachunterricht der Grundschule, in der gymnasialen Oberstufe zur Vorbereitung auf die Arbeitswelt oder im Rahmen der arbeitsweltorientierten Ausbildung von Pädagoginnen und Pädagogen. Die Arbeitswelt wird demnach zum Gegenstand einer arbeitsorientierten → Bildung, in der neben sachlichen Kenntnissen und Fertigkeiten auch arbeitsorientierte → Kompetenzen entwickelt werden. „Hiermit erfüllt die arbeitsorientierte Bildung – da sie sich auf gesellschaftlich allgemein bedeutsame, die Menschen gemeinsam betreffende Tatbestände und Probleme bezieht – einen allgemeinbildenden Auftrag, gleichwohl ist sie auf den Beruf und die Berufsausbildung bezogen. Insofern kommt der arbeitsorientierten Bildung die Funktion zu, die im deutschen Sprachraum bestehende Differenz zwischen Allgemeinbildung und Berufsausbildung zu überwinden und die beiden Bildungsbereiche zu integrieren“ (ebd., S. 4).
Literatur
Arnold, R., Gonon, P. & Müller, H.-J. (2016). Einführung in die Berufspädagogik (Reihe Einführungstexte Erziehungswissenschaft, Bd. 6, 2., überarb. Aufl., utb 8280). Opladen: Barbara Budrich.
Dedering, H. (1996). Handbuch zur arbeitsorientierten Bildung. München: R. Oldenbourg.
Laske, S. (2018). Arbeitsorientierung(en) aus betriebswirtschaftlicher Perspektive – Versuch einer Synopse. Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 72(1), 175–184.
Sturm, A., Opterbeck, I. & Gurt, J. (2011). Organisationspsychologie. Wiesbaden: Springer VS.