Altersbildung – Alternsbildung – Altenbildung

Bernhard Schmidt-Hertha

DOI: https://doi.org/10.35468/wbeb2022-006

Bei „Alters-B.“ wird auf Bildungsprozesse hinsichtlich ihrer Zielsetzung als Vorbereitung auf die Lebensphase Alter geblickt und somit auf die Inhalte von Bildungsangeboten Bezug genommen, ohne bereits Aussagen über die Zielgruppe zu manchen. Unter „­Alten-B.“ werden hingegen alle Angebote subsummiert, die sich auch oder vorrangig an ältere Erwachsene richten, unabhängig von deren inhaltlichen Ausrichtung (Kade, 1994). Unter dem Terminus „Alterns-B.“ werden schließlich beide vorher genannten Vorstellungsinhalte zusammengeführt, d. h. hier sind sowohl Bildungsangebote über das Alter als auch für Ältere eingeschlossen.

Alters-B. umfasst ein breites Spektrum von Angeboten mit sehr unterschiedlichen Zielsetzungen. Diese reichen von Informationsveranstaltungen, z. B. zu rechtlichen oder finanziellen Fragen, bis hin zu Kursen mit dem Ziel der Entwicklung neuer Lebensentwürfe oder Sinnhorizonte jenseits der Erwerbsphase. Das bekannteste Beispiel für diesen Bereich der Erwachsenenbildung sind Kurse zur Vorbereitung auf die Nacherwerbsphase, wie sie insb. in den 1980er und 1990er Jahren unter den Vorzeichen einer staatlich geförderten „Frühverrentungswelle“ etabliert wurden und inzwischen wieder mehr in den Fokus rücken. Ein wesentliches Begründungsmuster für Alters-B. ist sicherlich die Veränderung der Lebensphase Alter, die durch eine zeitliche Ausdehnung (längere Lebenserwartung), veränderte normative Erwartungen (aktives Altern) sowie die aufgrund veränderter demografischer Strukturen (demografischer Wandel) gewachsene Bedeutung Älterer als gesellschaftliche Ressource (z. B. häusliche Pflege, Ehrenamt, Second Career) gekennzeichnet ist. Mit dieser Veränderung gehen neue Gestaltungsanforderungen und Erwartungen an die Älteren bzw. an die Vorbereitung auf diese Lebensphase einher.

Alten-B. wird in Deutschland von verschiedenen Erwachsenenbildungsträgern, aber auch von Trägern und Einrichtungen der Altenhilfe angeboten. Dabei sind die Grenzen zwischen Bildungsangeboten für Ältere und bildungsrelevanten Unterstützungsangeboten der Altenhilfe fließend. Auf der Seite der Erwachsenenbildung gibt es sowohl Einrichtungen, die primär oder ausschließlich ältere Zielgruppen ansprechen (z. B. Seniorenakademien, Universitäten des dritten Lebensalters) als auch spezifische Angebote für Ältere von anderen Weiterbildungseinrichtungen (z. B. Volkshochschulen) oder Erwachsenenbildungsangebote, die von Älteren wahrgenommen werden, ohne diese spezifisch zu adressieren. Hinzu kommen Angebote aufsuchender Bildungsarbeit (Zielgruppenorientierung), wie sie gerade für Erwachsene im vierten Lebensalter gefordert und – nicht immer mit dem Begriff Bildung verbunden – auch von Trägern der Altenhilfe angeboten wird. In der Alten-B. stehen – mehr als in anderen Bildungsbereichen – neben Perspektiven des Selbst- und Weltverhältnisses auch die Erhaltung eines autonomen Lebensstils ( Autonomie), z. B. über die Vermittlung von Lebenskompetenz, im Fokus (Kade, 1994). Damit erhalten Bildungsangebote für ältere Erwachsene ihre Bedeutung nicht nur durch ihren Beitrag zur freien Entfaltung individueller Potenziale, sondern auch durch die mit ihnen verbundene Stärkung des Potenzials Älterer zu gesellschaftlichem und familiärem Engagement einerseits sowie zur Entlastung von Unterstützungssystemen andererseits. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Beitrag der Weiterbildung zur Erhaltung physischer und psychischer Gesundheit (Rees, 2020), der sich für jedes Lebensalter nachweisen lässt ( Entwicklungspsychologie des Erwachsenenalters; Gedächtnis).

Mit Blick auf die Teilnehmenden an Alterns-B. werden ähnliche soziale Disparitäten wie in anderen Bereichen der Erwachsenen- und Weiterbildung sichtbar ( Regulative der Weiterbildungsbeteiligung), insb. durch eine höhere Teilnahmequote bei Personen mit höherer Formalbildung. Insgesamt gibt es wenig belastbare Zahlen zur Weiterbildung im Alter; doch die vorliegenden Daten verweisen auf eine kontinuierlich steigende Bildungsbeteiligung jenseits des Erwerbsalters (z. B. Wiest et al., 2018).

Literatur

Kade, S. (1994). Altersbildung. Ziele und Konzepte. Frankfurt a. M.: DIE.

Rees, S.-L. (2020). Gesundheitsbezogene Erträge von Weiterbildung im Alter. Analysen zum Zusammenhang von Weiterbildung und Gesundheit im Alter auf Grundlage von Quer- und Längsschnittdaten. ­
Berlin: LIT.

Steinfort-Diedenhofen, J. (2018). Sozialgeragogik als Konvergenzbegriff. In R. Schramek, C. Kricheldorff, B. Schmidt-Hertha & J. Steinfort-Diedenhofen (Hrsg.), Alter(n), Lernen, Bildung. Ein Handbuch (S. 57–70). Stuttgart: Kohlhammer.

Wiest, M., Hoffmann, M., Widany, S. & Kaufmann, K. (2018). Trends in non-formaler Bildungsbeteiligung in der zweiten Lebenshälfte. Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie, 51, 897–902.

Alphabetisierung – Grundbildung
American Association for Adult and Continuing Education